Von Hotel zu Hotel oder „aus dem Leben eines Hockeyspielers“

von Heiko Sauer 

Ich erinnere mich sehr gerne zurück, als ich in Buffalo im Januar im Adam’s Mark Buffalo eincheckte und neben den Auswärtsfans aus Detroit auch eine Gruppe Halbwüchsiger, ich denke so 16 oder 17 Jahre, mit großer Tasche und Hockeyschläger dort antraf, die auch zufällig aus der Detroiter Ecke kamen und mal ein paar Hundert Kilometer unterwegs waren um im Staate New York mit den Büffeln die Schläger zu kreuzen.

Ist euch mal aufgefallen, wie oft ein NHL Crack in einer Saison so von September/ Oktober bis maximal Juni in Hotels überall im NHL-Land übernachtet? In der regulären Saison duellieren sich die Teams schon 82 mal, das würde bedeuten, dass mindestens 41 Auswärtsspiele absolviert werden müssen und somit 41 Übernachtungen anstehen (ok einige Teams haben es da nicht so aufwändig, z.B. die Rangers, Islanders und die New Jersey Devils , die untereinander in Straßenbahnentfernung ihre Eistempel haben oder auch Ottawa nach Montreal, per Bus 2,5 Stunden, New York – Philadelphia ist übrigens auch per Bus nur schlappe 2 Stunden).

Bis dann die Conference Champions das Finale endgültig beendet haben, kommen da für die zwei Besten nochmal so rund 14 Auswärtsspiele extra drauf, wenn das Best-of-Seven bis zur bitteren Neige ausgereizt wird.


Da bekommt der Begriff „aus dem Koffer leben“ schon eine sehr reale Bedeutung.

Nicht viel anders verhält es sich in der KHL, auch die Strecken sind schon ziemlich heftig, fahr mal mit dem Bus von Helsinki oder St. Petersburg bis Peking, schlicht nicht zu schaffen in vertretbarer Zeit und selbst mit dem Flugzeug sind das Touren, die es nicht mal in Nordamerika gibt z.B. St. Petersburg – Peking rund 9 Stunden per Flieger und gleich mal 5 Stunden Zeitunterschied. Als Beispiel mal aus der NHL mit Anaheim nach Montreal ziemlich genau 6 Stunden Flugdauer und nur 3 Stunden Zeitunterschied. Verhältnismäßig entspannt finde ich.

Da lobt man sich doch die DEL oder auch die Ligen in der Schweiz und Österreich. Alles recht locker abfahrbar und großartig übernachten muss man nicht. Bremerhaven nach München und aus der EBEL Dornbirn nach Szekesvehervar (Ungarn) sind mit 8 Stunden Fahrtzeit per Auto noch die unangenehmsten Strecken, aber per Flieger in schlappe 90 Minuten abgearbeitet. Übernachten muss der deutsche, österreichische und schweizerische Hockeycrack wirklich so gut wie gar nicht (mal abgesehen davon, dass es in München, Bremen, Budapest oder Dornbirn-Hohenems vielleicht ein Nachtflugverbot gibt).

Recht kommod im westlichen Europa und unterm Strich schon eine mächtige Belastung für die Profis aus der KHL und der NHL. Das nötigt mir ein gewaltiges Stück Respekt ab und wenn man so bekloppte Typen betrachtet, heißen sie nun Chris Chelios, Igor Larionov, Brett Hull, Jaromir Jagr, Temu Selanne oder ganz zu schweigen Gordie Howe , die einfach „vergaßen“ aufzuhören und zum Teil diese Reiserei deutlich länger als 20 Jahre mitmachten, dann von mir ein großes „WOW“. Mich würde interessieren, wieviele Koffer die Jungs in der Zeit verschlissen haben.

Lass die Burschen nur ihre Millionen verdienen, für 20 Jahre dauerndes Rumreisen und aus dem Koffer leben kann man als Entschädigung gar nicht genug bekommen.

It’s Hockey Summertime !

Heiko Sauer bucht mal das Hotel

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